Montag, 9. April 2012

Günter Grass, Israel und der Iran

Der deutsche Schriftsteller Günter Grass, 84 Jahre alt, Literaturnobelpreisträger, ist wieder in aller Munde. Und dass mit dem Gedicht "Was gesagt werden muss". Hier geht es um den eventuellen atomaren "Erstschlag" des Staates Israel gegen den Staat Iran. Der könnte der Anfang vom Ende der Menschheit sein. Eine Befürchtung die ich mit Herrn Grass teile. Mir missfällt aber in seinem Gedicht, dass er das israelische Atompotenzial als bereits vorhanden ansieht und das iranische Atompotenzial nur vermutet. In beiden Staaten ist es offiziell nicht bewiesen, dass sie Material für Atombomben haben. Aber ich glaube, beide Staaten verfügen über das notwendige Material. Herr Grass ist in seinem Gedicht zu einseitig, wenn er nur dem demokratischen Staat Israel als Atommacht einstuft. Wenn der Staat Israel einen Angriff gegen den Staat Iran plant, so wird es ein sogenannter "konventioneller" Angriff gegen die iranischen Atomanlagen sein. Wie vor 30 Jahren gegen den irakischen Atomreaktor "Osirak". Damals kam es zu keinen größeren militärischen Konflikten im Nahen Osten. Und Heute? Würde der Iran nach dem israelischen Angriff auf die Atomanlagen sofort seine Mittelstreckenraketen einsetzen und Israel angreifen? Der amerikanische Geheimdienst CIA und der israelische Geheimdienst MOSSAD wissen mehr. Aber sie sagen es natürlich nicht.

2 Kommentare:

  1. Hallo Holger,

    über den künstlerischen Wert und den politisch- gesellschaftlichen Gehalt des Gedichts gehen die Meinungen weit auseinander. Herr Grass hätte das meiner Meinung nach bessert in normaler Textform schreiben sollen. Dann wären die Literatur-Polemiker schon einmal außen vor gewesen. Die Leute, die ihn wegen seiner Worte in die antisemitische Schublade versenken wollen, sollten es eigentlich besser wissen. Das einzige, was ihm vorzuwerfen wäre, ist das, was du auch schon erwähnt hast.

    Aus meiner Sicht macht die Reaktion auf die Veröffentlichung aber wieder einmal eines deutlich: Kritik an der Militärpolitik Israels ist immernoch ein Tabu. Das von der Regierung Israels ausgeprochene Einreiseverbot für Herrn Grass ist dafür bezeichnend. Wer aber Kritik an der Regierung Israels übt, ist deshalb noch lange kein Feind des israelischen Volkes, das im übrigen auch ja alles andere, als eine gleichgeschaltete Masse ist.

    Ich denke, gerade aufgrund unserer gemeinsamen Geschichte während der Zeit des Holocausts häten deutsche Politiker allen Grund, ihre "israelischen Freunde" auf Fehler aufmerksam zu machen. Was Israel den Palestinensern antut ist ebenso ein Unrecht, wie das, was jahrhundertelang immer wieder den Juden widerfahren ist. Das dunkelste Kapitel davon schrieben die Generationen unserer Eltern und Großeltern während der Zeit der Nazi-Herrschaft.

    Im nahen Osten wäre seit vielen Jahrzehnten Diplomatie gefragt gewesen. Statt dessen schießt Israels Armee bei jeder sich bietenden Gelegenheit "mit Kanonen auf Spatzen". Solange sich daran nichts ändert, wird es keinen Frieden zwischen dem Staat Israel und den Palestinensern geben. Ich stelle damit nicht Israels Recht zur Selbstverteidigung in Frage. Aber "Verhältnismäßigkeit" scheint bei den Verantwortlichen in Israel ein Fremdwort zu sein.

    Opfer sind auf beiden Seiten oft diejenigen, die eigentlich nur in Frieden und Freiheit ihr Leben leben wollen.

    Gruß,
    Jürgen

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Holger

    Ein schwieriges Thema! Vor 40 Jahren war ich in Israel und arbeitete in einem Kibbuz, da war schon dieser Konflikt im Nahost (nicht Iran, aber Palästina und damals Ägypten). Und statt dass über die Jahre ein wenig Entspannung in diese Thematik gekommen wäre, wird alles immer noch aufgeladener.

    Wenn es denn eine Lösung gibt, wird es bestimmt keine militärische sein, das sollten eigentlich beide Seiten gelernt haben, doch haben sie das?

    Die Menschen wie du und ich auf beiden Seiten tun mir echt leid, ich hoffe sehr, dass es nicht zu einem weiteren Krieg in der Region mit all seinen Folgen kommen wird.
    Liebe Grüsse in den Norden
    Elfe

    AntwortenLöschen