Also, ich bin vom Herzen her ein Sozialdemokrat und demokratischer Sozialist. Mitte der achtziger Jahre habe ich als Jungsozialist ein Sozialismusseminar bei
Professor Rudolf Hickel an der Uni Bremen besucht. In diesem Seminar haben wir über die Thesen von Karl Marx diskutiert. Das Fazit war: Regierungen sind gegenüber dem Kapital machtlos. Sie werden unwillkürlich Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft und vor allem der Banken. Damals forderten wir Jusos die Verstaatlichung der deutschen Banken. Aber das war ja Utopie.
Bis 1989 hielt sich "der Kapitalismus" zurück. Wahrscheinlich wollten die Kapitalisten dem Ostblock und seinem Kommunismus keine große Angriffsfläche geben. Aber nach den Revolutionen in den ehemaligen kommunistischen Staaten konnte der Kapitalismus sich frei entfalten.
Wenn ich nur Deutschland betrachte, wurden viele Betriebe in den "neuen Bundesländern" kaltherzig abgewickelt. Auf die ArbeitnehmerInnen wurden keine Rücksicht genommen. Die "Treuhand" hatte auch keine Zeit für eine "Einzelfallprüfung".
Und nach zwanzig Jahren sind viele Gegenden der "neuen Bundesländer" immer noch keine "blühenden Landschaften", wie der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl prophezeite. Doch das ist "Peanuts".
Diese Gedanken schwirren mir durch den Kopf, wenn ich Infos über die Eurokrise in Fernsehen, Radio, Zeitung oder Internet höre oder lese.
In der Titelgeschichte des "SPIEGEL" vom 26.09.2011 durfte Griechenland Ende der neunziger Jahre eigentlich nicht in die EURO-Währungsunion aufgenommen werden. Der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel war dagegen. Doch Bundeskanzler Helmut Kohl ignorierte die Bedenken.
Und jetzt platzt die Verschuldungsblase des Staates Griechenland. Die Dummen sind die griechischen Normalbürger wie Du und ich. Für mich ist der Protest nachvollziehbar. Die "kleinen" haben mehr zu verlieren als die Reichen, die seit Jahrzehnten erfolgreich im Staat Griechenland kaum Steuern gezahlt haben. Die griechische Steuerverwaltung ist leider nicht so effizient wie die deutsche.
Wenn ich die Artikel der letzten Tage lese, scheint der Euro keine so stabile Währung wie die Deutsche Mark zu sein. Die Europäische Zentralbank ist nicht so unabhängig wie damals die Deutsche Bundesbank.
Ich bin mir sicher: der Euro wird mit Blessuren aus dieser Krise herauskommen. Auch wenn einige Spekulanten ihre Gewinne einstreichen. Eine europäische Finanztransaktionssteuer (oder wie dieses auch heißen mag) könnte die Gier etwas bremsen.