Donnerstag, 6. Oktober 2011

Diese verdammten Währungsspekulanten!

Also, ich bin vom Herzen her ein Sozialdemokrat und demokratischer Sozialist. Mitte der achtziger Jahre habe ich als Jungsozialist ein Sozialismusseminar bei Professor Rudolf Hickel an der Uni Bremen besucht. In diesem Seminar haben wir über die Thesen von Karl Marx diskutiert. Das Fazit war: Regierungen sind gegenüber dem Kapital machtlos. Sie werden unwillkürlich Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft und vor allem der Banken. Damals forderten wir Jusos die Verstaatlichung der deutschen Banken. Aber das war ja Utopie.

Bis 1989 hielt sich "der Kapitalismus" zurück. Wahrscheinlich wollten die Kapitalisten dem Ostblock und seinem Kommunismus keine große Angriffsfläche geben. Aber nach den Revolutionen in den ehemaligen kommunistischen Staaten konnte der Kapitalismus sich frei entfalten.

Wenn ich nur Deutschland betrachte, wurden viele Betriebe in den "neuen Bundesländern" kaltherzig abgewickelt. Auf die ArbeitnehmerInnen wurden keine Rücksicht genommen. Die "Treuhand" hatte auch keine Zeit für eine "Einzelfallprüfung".

Und nach zwanzig Jahren sind viele Gegenden der "neuen Bundesländer" immer noch keine "blühenden Landschaften", wie der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl prophezeite. Doch das ist "Peanuts".

Diese Gedanken schwirren mir durch den Kopf, wenn ich Infos über die Eurokrise in Fernsehen, Radio, Zeitung oder Internet höre oder lese.

In der Titelgeschichte des "SPIEGEL" vom 26.09.2011 durfte Griechenland Ende der neunziger Jahre eigentlich nicht in die EURO-Währungsunion aufgenommen werden. Der damalige deutsche Finanzminister Theo Waigel war dagegen. Doch Bundeskanzler Helmut Kohl ignorierte die Bedenken.

Und jetzt platzt die Verschuldungsblase des Staates Griechenland. Die Dummen sind die griechischen Normalbürger wie Du und ich. Für mich ist der Protest nachvollziehbar. Die "kleinen" haben mehr zu verlieren als die Reichen, die seit Jahrzehnten erfolgreich im Staat Griechenland kaum Steuern gezahlt haben. Die griechische Steuerverwaltung ist leider nicht so effizient wie die deutsche.

Wenn ich die Artikel der letzten Tage lese, scheint der Euro keine so stabile Währung wie die Deutsche Mark zu sein. Die Europäische Zentralbank ist nicht so unabhängig wie damals die Deutsche Bundesbank.

Ich bin mir sicher: der Euro wird mit Blessuren aus dieser Krise herauskommen. Auch wenn einige Spekulanten ihre Gewinne einstreichen. Eine europäische Finanztransaktionssteuer (oder wie dieses auch heißen mag) könnte die Gier etwas bremsen.

2 Kommentare:

  1. Hallo Holger,

    am kommenden Samstag werden weltweit in aktuell 662 Staädten in 79 Ländern Aktionen zu diesem Thema stattfinden. Unter anderem gibt es auch um 16 Uhr eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof in Bremen. Ich finde es wichtig, dass "die da oben" wissen, was "Leute wie du ich ich" davon halten, dass immer und immer wieder wir es sind, die anschließend die Schulden begleichen müssen, während die Zocker an den Börsen und die Spekulanten in den Banken sich an den Krisen dieser Welt dumm und dusselig verdienen.

    Gruß,
    Jürgen

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  2. Irgendetwas läuft da schon lange schief, nicht nur mit dem Euro, die grossen Banken (auch bei uns), was die sich alles leisten, unglaublich! Erst verlangen sie, der Staat dürfe ihnen nicht dreinreden, doch wenn sie fast pleite sind, dürfen wir (die Steuerzahler) sie aus dem Dreck ziehen.

    Am Samstag 15.10 gibts hier eine Demo vor der UBS und der Kreditanstalt, mal sehen ob viele kommen. Ich weiss noch nicht ob ich hingehe, ich habe etwas Angst es artet in Schlägereien aus, ich bin ja nicht mehr die jünste.
    Gruss aus Zürich
    Elfe

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