Dienstag, 5. Juli 2011

Der Homo Fiscalis und die Steuergerechtigkeit

Heute morgen hörte ich in den Nachrichten von "Bremen eins", dass das Finanzamt Bremerhaven in den letzten Wochen die Einkommensteuererklärungen nicht geprüft hat, um die bereits vor längerer Zeit eingegangenen Steuererklärungen schneller abarbeiten zu können.

Eigentlich ist der Homo Fiscalis, bekannt als Finanzbeamter oder Finanzbeamtin, ein geldgieriges Individuum. Wenn er eine Einkommensteuererklärung von Otto Normalverbraucher auf den Tisch bekommt, wittert er sofort den Steuerbetrug. Sind die Kosten für das Essen mit Geschäftsfreunden vielleicht doch die Rechnung für die Silberhochzeit. Laut Steuererklärung ist das Ehepaar in diesem Jahr 25 Jahre verheiratet. Die Montage der Winterreifen ist natürlich keine steuerlich absetzbare Handwerkerleistung in der eigenen Wohnung.

So prüft der Homo Fiscalis in der Erklärung Zahl um Zahl und freut sich diebisch, wenn er so manchen falschen Betrag rausstreichen kann. Bis zu dem Zeitpunkt, wenn in seinem Hause Arbeitsplätze eingespart werden und die Steuererklärungen aber nicht weniger werden. Dann muss Otto Normalverbraucher doppelt so lang oder sogar dreimal so lang auf seine Steuererstattung warten. "Das ist nicht gut fürs Image" sagen sich die Stammesführer des Homo Fiscalis. Also wird das Prüfen von Steuererklärungen für ein paar Wochen eingestellt. Die Fälle sind schnell vom Tisch und das Volk freut sich über die höhere Steuererstattung.

Nur, wer dann später seine Einkommensteuererklärung beim Finanzamt einreicht, der spürt dann wieder die Härte der Steuergesetze. Das nennt man in Deutschland "Steuergerechtigkeit". Dieses Verfahren soll ja in der gesamten bunten Republik Deutschland angewendet werden.

1 Kommentar:

  1. Moin Holger,

    schöner kann der Feierabend gar nicht beginnen: Im "Geestendorfer" blättern und freu'. Da spricht der Fachmann - und zaubert mir ein breites Grinsen ins Gesicht :)

    Gruß,
    Jürgen

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